Datum: 15. November 2023
Die Pflicht als Chance nutzen
Leitfaden für die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Gesundheitseinrichtungen
Einen systematisch erstellten Bericht zum Vorankommen bei den Nachhaltigkeitszielen erstellen – das ist für Unternehmen der Gesundheitswirtschaft eine große Herausforderung. Wo anfangen? Ein neuer von der KD-Bank unterstützter Leitfaden soll ihnen den Einstieg in die Nachhaltigkeitsberichterstattung erleichtern.
Dortmund. Krankenhäuser, Medizinische Versorgungszentren und ambulante Versorgungsdienste, Anbieter von präventiven und gesundheitsfördernden Leistungen sowie Rehaeinrichtungen sind längst aktiv, sich nachhaltiger aufzustellen. Sie rüsten ihre Heiz- und Klimaanlagen auf einen energieeffizienteren Betrieb um, optimieren ihre Abläufe und externe Services hinsichtlich Ressourcenverbrauch und Abfallvermeidung und vieles mehr. Das alles erfolgt im laufenden Betrieb und unter erschwerten Bedingungen: Denn in allen Sektoren fehlt es an Personal und finanziellen Möglichkeiten.
Der Druck steigt weiter. Die EU fordert: Bis 2026 müssen die meisten Gesundheitseinrichtungen einer bestimmten Personalstärke und Umsatzhöhe einen Bericht über den Status und geplante Fortschritte ihres Nachhaltigkeitsmanagements vorlegen. Diese erste Erklärung betrifft bereits das Jahr 2025. Binnen weniger Monate gilt es also, die Maßnahmen pro Nachhaltigkeit zu systematisieren, eine strategische Ausrichtung zu fixieren und ein Modell für die Prozesse des Nachhaltigkeitsmanagement aufzusetzen – zum Beispiel gemäß dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK). Die Berichterstattung ist dann Teil des Jahresabschlusses und vom Wirtschaftsprüfer zu testieren.
Branchenkenner als Wegbegleiter
Der seit November 2023 verfügbare „Leitfaden für das Erstellen einer DNK-Erklärung für Gesundheitseinrichtungen“ soll hierbei Starthilfe geben und das zeitnahe Handeln unterstützen. Beraterinnen und Berater für die Gesundheitswirtschaft sowie Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Gesundheitseinrichtungen haben ihre Kenntnisse zu den spezifischen Herausforderungen der Branche zusammengebracht und eine selbst für Laien gut verständliche Anleitung für die DNK-Berichterstattung erarbeitet. Federführend waren dabei Prof. Dr. Marcus Sidki, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der RPTU – Technische Universität Kaiserslautern-Landau und an der Hochschule Ludwigshafen, und Prof. Dr. Björn Maier, Prodekan und Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Dualen Hochschule Mannheim, der sich im Projekt auch im Namen und als Vorstandsvorsitzender des Deutschen Vereins für Krankenhaus-Controlling e. V. (DVKC) einbrachte. An der Seite der beiden Gründer und Leiter des IMCOG-Instituts unterstützte die Bank für Kirche und Diakonie (KD-Bank) die Arbeit und die Veröffentlichung des Leitfadens.
Komplexes verständlich darstellen
„Von unseren Kunden kirchlicher und diakonischer Einrichtungen wissen wir, wie dringend der Gesundheitssektor Unterstützung bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung braucht. Der Leitfaden soll allen dort angesiedelten Unternehmen einen schnellen Einstieg in ein berichtsfähiges Nachhaltigkeitsmanagement ermöglichen, Hintergründe und Erfordernisse verständlich erklären sowie Handlungswege und Chancen der Nachhaltigkeitsberichterstattung aufzeigen“, sagt Dr. Ekkehard Thiesler, Vorstandsvorsitzender KD-Bank.
Apropos schneller Einstieg in die Berichterstattung: Das Autorenteam liefert im Leitfaden einen Überblick, welche Schritte mit Blick auf die nahe Frist zur Berichtspflicht zu erledigen sind. Mit dem klaren Bekenntnis der Geschäftsführung, die Berichterstattung anzugehen, legt eine Gesundheitseinrichtung bereits den ersten Schritt zurück. Die weiteren neun Schritte sind ebenfalls klar umrissen und praktikabel.
Was gibt der DNK vor? Wie ist er zu verstehen? Welche nationalen und europäischen Direktiven sowie internationale Nachhaltigkeitsziele berücksichtigt er? Dazu informiert der neue Leitfaden verständlich und umfassend. Außerdem stellt er die 20 Kriterien des DNK vor und erläutert, was diese für die Gesundheitsbranche konkret bedeuten und wie sie sich in der Berichterstattung berücksichtigen lassen. Hier geht es um Handlungsfelder und Chancen im Sinne der ökologischen, der sozialen und der von der Unternehmensführung beeinflussten Nachhaltigkeit.
Das Wesentliche erkennen und tun
„Ein zentrales Kapitel des neuen Leitfadens ist das zur Wesentlichkeitsanalyse“, sagt Sidki. Dabei untersuchen die Unternehmen, welche Handlungsfelder für ihr individuelles Nachhaltigkeitsmanagement die größte Hebelwirkung haben. Sie ermitteln, wo sie im Zusammenhang mit der Berichterstattung vorrangig tätig werden wollen – immer auch unter dem Blickwinkel der Machbarkeit. Denn Faktoren von außen – wie Klimakatastrophen oder eine Energieverknappung – können die Unternehmen nicht beeinflussen, sondern lediglich mit Anpassungen darauf reagieren. „Für die Analyse der für sie wesentlichen Nachhaltigkeitsaspekte müssen Gesundheitseinrichtungen ihre internen und externen Anspruchsgruppen einbinden. So ist es vorgeschrieben. Der Einbezug der Stakeholder beugt Betriebsblindheit vor und hilft, auch deren Erwartungen in einem frühen Stadium der Berichterstattung einzubinden“, sagt Sidki.
Für die Wesentlichkeitsanalyse wird in Kürze ein unterstützendes Hilfsmittel verfügbar sein. Das IMCOG-Institut, die KD-Bank und weitere Partner haben in diese Innovation investiert und bieten damit eine neuartige Unterstützung für Organisationen aus unterschiedlichen Branchen an. Die Gesundheitswirtschaft zählt zu den ersten, für die spezifische Daten erhoben werden.
Über den Tellerrand blicken
„Bei der Arbeit am Leitfaden für Gesundheitseinrichtungen war es uns wichtig, die spezifischen Herausforderungen an die Gesundheitsbranche zu berücksichtigen“, sagt Maier. Im Projektteam waren namhafte Kliniken vertreten, die nachahmenswerte Erfahrungen mit ihrem Nachhaltigkeitsmanagement einbrachten und den Leitfaden auf Praktikabilität überprüften. „Außerdem haben wir einzelne Kriterien des DNK vertieft – mit einigen für das Gesundheitswesen ganz besonders wichtigen Handlungsfeldern. Gerade wenn es um neue oder optimierte Leistungen und Angebote in der Prävention, Kuration und Versorgung sowie Rehabilitation geht, können Gesundheitseinrichtungen einen erheblichen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten. Die Nachhaltigkeitsberichterstattung eröffnet ihnen außerdem Chancen, ihre besondere Bedeutung für ihr regionales Umfeld und für Bildungsangebote zu Gesundheit und Soziales aufzuzeigen. Auch dazu informiert und ermutigt der neue Leitfaden“, erläutert Maier.
In 10 Schritten zur DNK-Berichterstattung
- Die Geschäftsführung entscheidet sich explizit für die Berichterstattung.
- Verantwortlichkeiten werden geklärt, ein Projektteam gegründet.
- Gemeinsam legen es die Vorgehensweise, die Ressourcen, …
- den Zeitplan und Meilensteine für die Berichterstattung fest.
- Die Teammitglieder erhalten konkrete Aufgaben zu den DNK-Themen.
- Dafür erforderliche Daten werden gesammelt.
- Aktuelle Errungenschaften und Ziele bei der Nachhaltigkeit werden ermittelt, …
- in eine DNK-Erklärung implementiert …
- und auf der DNK-Website hochgeladen.
- Der DNK erkennt die Erklärung als vollständig an -> Es erfolgt die Aufnahme in die DNK- Datenbank.